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Buchvorstellung „Unschuldig“ von Amy Lloyd

„Unschuldig“, ist wieder ein Debüt- Roman, diesmal von der britischen Autorin Amy Lloyd. „Unschuldig“ ist 2016 unter dem Originaltitel „The innocent wife“ als Sieger des Daily Mail First Novel-Wettbewerbs hervorgegangen und zum Bestseller mutiert.

Das Cover verspricht einen Thriller, im Inhalt braucht man ein ganzes Stück Geduld, bis man dessen Ansätze erkennen kann.

„Unschuldig“ ist flüssig geschrieben und gut zu lesen, doch im Grunde muss ich den Roman in 2 Teile trennen. Die erste Hälfte liest sich beinahe wie die Fallakte eines Fehlurteils, es wird auf Zeugenaussagen und Berichte verwiesen, und wenn man kein Freund von Gerichtsreportagen ist, überlegt man, ob man das Buch nicht zur Seite legen und vorzeitig abbrechen soll. Doch unterdrücke besser diesen Reflex, es vollzieht dann später noch die Metamorphose zum Krimi (den Begriff Thriller habe ich bewusst vermieden).

Im Grunde erzählt „Unschuldig“ die Geschichte einer britischen Lehrerin, die sich einem Internet-Mob anschließt, um einem, in Amerika in der Todeszelle sitzenden, Serienmörder, der es auf junge Mädchen abgesehen hat, zur Freiheit zu verhelfen, da sie der fixen Meinung sind, es handle sich hierbei um einen Justizirrtum.

Samantha, die britische Lehrerin, beginnt mit dem Serienmörder eine Brieffreundschaft und verliebt sich in das Kerlchen. Irgendwann beschließt sie dann, Job und Familie zu verlassen und nach Amerika zu gehen, um ihren Traumprinzen persönlich kennenzulernen und noch im Todestrakt zu heiraten (ok, das war erst nicht ihr Plan, das hat sich dann einfach so ergeben).

Wer bis zu diesem Punkt der Meinung war, der Roman handelt von einem Psychopathen, wird spätestens jetzt davon überzeugt sein, dass es sich um 2 Irre handelt die sich offenbar gesucht und gefunden haben.

Die Story geht dann weiter, nach dem Motto „das Leben von Samantha“, im Hintergrund wird aber noch immer fleißig an der Entlassung des vermeintlichen Justizirrtums gearbeitet.

Als diese endlich gelingt, kommt etwas Fahrt in den Krimi, und noch eine weitere Psycho hinzu, frei nach dem Motto „aller guten Dinge sind 3“. Der Rest der Handlung spielt dann im Heimatort der ermordeten Mädchen, in welches Dennys, der „Täter“ zurückkehrt und entsprechend herzlich empfangen wird.

Um dem Roman etwas mehr Nervenkitzel zu verpassen, spielt der Rest des Romans in einer alten, abgelegenen Waldhütte, in welcher sich der Vater von Dennis erschossen hatte. Der Alltag von Samantha und Dennis, ist gezeichnet von Paranoia, Misstrauen und Psychosen. Seit Dennis wieder in Freiheit ist, ist von der Wärme und Verbundenheit nicht mehr viel übrig, er hält Sam auf Distanz und lässt keine Nähe zu. Eines Tages entdeckt Sam Dennis dunkles Geheimnis und ist fortan nicht mehr so ganz von Dennis Unschuld überzeugt.

Fazit: „Unschuldig“ ist vielleicht kein Thriller im herkömmlichen Sinn, doch in Summe, stellt er den Leser dann doch zufrieden. Er ist flüssig, verzichtet auf viel Schnickschnack und irgendwie trägt das Schicksal von Samantha einem durch die Geschichte und entschädigt für den schleppenden Beginn. „Unschuldig“ deutet viele Grausamkeiten an, ohne diese zu plakativ und effekthaschend breitzutreten. Szenen werden angerissen, der Rest der Fantasie der Leser überlassen. Unterhaltungsfaktor gut, Gänsehautfaktor niedrig.


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